STUDIENKOMPASS — ein Trio mit vielen Partnern

Das Förderprogramm STUDIENKOMPASS unterstützt Schüler aus Familien ohne akademische Erfahrung bei der Aufnahme eines Studiums. Die Finanzierung erfolgt durch drei feste Initiativpartner, die jeweils mit einem Regionalpartner zusammenarbeiten.


Einnahmequellen:
drei Hauptförderer, dazu jeweils ein lokaler Partner
Rolle des Projektnehmers: übernimmt Teil der lokalen Kosten
Nachhaltigkeit: die Förderungsdauer ist auf drei Jahre angelegt

Der STUDIENKOMPASS unterstützt Schüler bei der Studienwahl. Das Programm richtet sich an Jugendliche aus Familien ohne akademischen Background oder solche, die es aus anderen Gründen bei der Aufnahme eines Studiums schwerer haben, zum Beispiel aufgrund einer besonderen familiären Situation. Teilnehmer des STUDIENKOMPASS werden in den letzten beiden Schuljahren auf ein erfolgreiches Studium vorbereitet und während des gesamten ersten Studienjahres begleitet. Das Förderprogramm baut dabei auf drei Säulen auf: Im Rahmen von Wochenendworkshops werden die Schüler bei der Studienwahl beraten und zur Aufnahme eines Studiums motiviert. Zudem erhalten sie Unterstützung durch ehrenamtliche Betreuer in den Regionen und durch das STUDIENKOMPASS-Team. In einem virtuellen Netzwerk können sie sich untereinander austauschen.

 

Workshop Studienkompass

 

Drei Initiatoren und viele Partner vor Ort

Der STUDIENKOMPASS wurde 2007 von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw), der Accenture Stiftung und der Deutsche Bank Stiftung, die als Initiativpartner gemeinsame Träger des Programms sind, ins Leben gerufen. Seither haben sich 14 weitere regionale Partner aus der Wirtschaft und dem Stiftungswesen dem STUDIENKOMPASS-Fördererkreis angeschlossen. Dies bewirkte seit 2007 ein stetiges Wachstum des Programms, das mit den ersten 175 Stipendiaten an fünf Standorten startete. 2013 gibt es den STUDIENKOMPASS bundesweit an 28 Standorten mit mehr als 1.600 Teilnehmern — der Aufbau weiterer Standorte ist in Planung. Die operative Umsetzung des Programms liegt bei der sdw. Die benötigten Mittel zur Durchführung des STUDIENKOMPASS vor Ort variieren je nach Anzahl der geförderten Schüler. Die Finanzierung für einen Schüler beträgt 2.300 Euro pro Jahr. In der Regel werden mindestens 15 Schüler pro Jahrgang und Ort über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert.

 

Die Skalierung

Den Anfang des Standortaufbaus machten die Initiativpartner. Sie stellten die Mittel für die Förderung aller Programmteilnehmer an den ersten fünf STUDIENKOMPASS-Standorten bereit. Die Kosten für die Umsetzung an weiteren Orten werden durch Kooperationen mit Regionalpartnern gedeckt. Jeweils ein Partner fördert das Programm für mindestens einen Jahrgang einer Region über drei Jahre hinweg. Neben der finanziellen Förderung können sich die Partner auch ideell an dem Programm beteiligen, indem sie zum Beispiel die Schüler direkt begleiten und so ihr Know-how weitergeben. Die Initiativpartner können übrigens auch als Regionalpartner agieren. So fördert die Deutsche Bank Stiftung zum Beispiel das Programm zusätzlich in Frankfurt am Main.

Das Finanzierungsmodell des STUDIENKOMPASS beinhaltet eine kombinierte Förderung auf regionaler und überregionaler Ebene. Hier werden die Kosten, die zur Projektumsetzung vor Ort benötigt werden, von Regionalpartnern oder den Initiativpartnern getragen. Nichtsdestotrotz läuft die administrative und operative Durchführung des Programms über die Geschäftsstelle in Berlin, die neben den Querschnittsaufgaben auch einen Teil der Betreuung der Teilnehmer des STUDIENKOMPASS übernimmt. Zwei weitere Aspekte des Finanzierungsmodells des STUDIENKOMPASS sind wichtig: Erstens gibt es pro Region bisher immer nur einen Förderpartner, der das Programm längerfristig unterstützt. Auch Fördererkonsortien sind nicht ausgeschlossen. Zweitens wird das Programm von mehreren Initiativpartnern getragen, doch es können noch weitere hinzukommen. Das Projekt trägt also nicht die Handschrift von nur einer Organisation.

 

Vorteile

Die Unterstützung des Programms kann für viele Unternehmen, Stiftungen oder Privatpersonen sehr attraktiv sein, denn als einziger Regionalpartner haben sie die Möglichkeit, vor Ort etwas für ihr Umfeld zu tun. Wie das Beispiel des STUDIENKOMPASS zeigt, kann zudem die Möglichkeit, sich neben dem finanziellen Engagement auch ideell zu beteiligen, Interesse an dem Programm wecken.

Gerade die Deckung der Overheadkosten, die für eine nachhaltige Verbreitung eines Programms essenziell ist, stellt oftmals ein großes Hindernis dar. Durch die Beteiligung von Initiativpartnern, die nicht nur Finanziers, sondern auch Träger des Programms sind, wird bei diesem Finanzierungsmodell die langfristige Grundfinanzierung gesichert. Die Regionalpartner können so gewährleisten, dass ihre Finanzierung der lokalen Umsetzung des Projekts zugutekommt.

 

Herausforderungen

Die Suche nach Programmpartnern — sowohl auf regionaler als auch überregionaler Ebene — kann aufwendig sein. Denn aufgrund der langfristigen und intensiven Förderung, insbesondere aufseiten der Initiativpartner, bedeutet die Unterstützung des Programms für Finanziers eine hohe Investition. Dies kann einige potenzielle Förderpartner abschrecken.

Vor allem für relativ junge Organisationen kann sich die Suche nach geeigneten Partnern als schwierig und langwierig herausstellen. Sie verfügen meist noch nicht über viel Erfahrung, und es fehlen ihnen in der Regel ein vertrauenerweckender „Markenname“ sowie wertvolle Netzwerke, die für die Suche nach Förderpartnern sehr wichtig sind.

 

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Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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