Gemeinsam arbeiten, gemeinsam finanziert

Crowdfunding-Kampagnen sind für viele NPO-Projekte eine vielversprechende Finanzierungsvariante. Das Potenzial haben auch Coworking Spaces entdeckt. Dabei geht es nicht nur ums Geld: Die Coworker zeigen, wie man per Crowdfunding die Community mobilisiert und geschicktes Marketing in eigener Sache betreibt.

Autonom und doch mit anderen Menschen zusammen an einem Ort zu arbeiten, dieses Prinzip entdecken vor allem Selbstständige, Kreative, freie Kunstschaffende, und Projektmacher als Alternative zum Arbeiten in den eigenen vier Wänden. Ungebundenheit, gegenseitiges Inspirieren und eine entspannte Arbeitsatmosphäre sind die Vorzüge der neuen Großraumbüros.

Think big – HUB Oakland

Zur Verbreitung der Coworking-Idee nutzen lokale Initiatoren Crowdfunding nicht nur, um eine Anschubfinanzierung zusammenzubekommen. Klotzen, nicht kleckern, dachten sich etwa die Macher des HUB Oakland. Sie setzten alles auf eine Karte und starteten eine Crowdfunding-Kampagne, die die Gründung ihres Coworking Space finanzieren sollte. Scheitern war nicht einkalkuliert, es gab keinen Alternativplan. Doch das riskante Spiel ging auf. Im Mai 2013 erreichten sie das Ziel ihrer Kampagne. Dank über 1.200 Unterstützern, die über die Plattform Kickstarter rund 142.000 Dollar einbrachten, konnte ihr Projekt realisiert werden.

CC BY 2_0 Mike Schinkel

Diesen Erfolg verdankt das HUB Oakland einer gut durchdachten Strategie und dem hohen Arbeitseinsatz des Teams. Für die einmonatige Dauer der Crowdfunding-Kampagne arbeitete das Kernteam rund um die Uhr. „Die Kampagne lief im Grunde nonstop, wir lebten quasi im Büro, wir hatten sogar ein Bett im Hinterzimmer“, berichtete das Team.

Um Aufmerksamkeit für das Kickstarter-Projekt zu erreichen, begann das Team bereits drei Monate vor Kampagnenstart mit der Arbeit. In dieser Zeit wurde ein Video produziert und der Kommunikationsplan entworfen, der ganz auf Storytelling setzte. Der Slogan „what makes you come alive“ wurde zum Leitspruch. Er wurde im Video, in der URL der Kickstarter-Kampagne und bei weiteren YouTube-Videos verwendet. Unterstützung bei der Planung und Strategieentwicklung erhielt das HUB durch einen Experten in Sachen Crowdfunding, den sie extra für diese Kampagne engagiert hatten.

 

It’s the community, stupid

Die HUB-Macher nutzten das Potenzial ihrer Community geschickt. Dabei konnten sie auf das schon bestehende Netzwerk rund um das Thema Coworking Spaces zurückgreifen und dieses erweitern. Sie wählten dafür einige Akteure der Community aus, die bereits einen großen Wirkungskreis hatten und daher gut bei der Verbreitung der Kampagnenidee helfen konnten. Die HUB-Community wurde mit dem Ziel aktiviert, als Erstes gemeinsam das HUB Oakland zu realisieren. Das beinhaltete den Anspruch, in einem nächsten Schritt weitere Projekte anzugehen.

Als eine der größten Schwierigkeiten erwies sich die Gestaltung des Belohnungssystems für ihre Unterstützer. Denn hierbei sollten die kleinen Spender ebenso wie die größeren Anleger bedacht werden. Die Lösung lag schließlich in gestaffelten Incentives, die von Gratis-Stunden im HUB und -Services über temporäre Mitgliedschaften bis hin zu Promi-Dinnern, einer lebenslangen Mitgliedschaft und der Möglichkeit der Mitgestaltung des Spaces reichten.

Das Beispiel HUB Oakland zeigt, wie Crowdfunding als perfektes promotion tool eingesetzt werden kann. Die Kickstarter-Kampagne mobilisierte nicht nur eine tatkräftige Community, sondern schaffte auch eine Öffentlichkeit für das Projekt, die ihm wertvolle Sponsoren und Partner einbrachte. Letztendlich machten die direkten Einnahmen über Kickstarter nur 10 Prozent des benötigten Budgets aus. Der Rest kam von Investoren, die durch die erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne auf das HUB aufmerksam wurden. Success sells!

 

Crowdfunding: mehr als nur Geld sammeln

Das Beispiel aus der Coworking-Szene zeigt, dass im Crowdfunding viel mehr steckt als die reine Spendenakquise. Wenn der Marketingaspekt von Crowdfunding-Kampagnen gleichermaßen wie das direkte Einspielen von Geld beachtet wird, dann sind Crowdfunding-Plattformen ein ideales Tool, um das eigene Projekt bekannt zu machen, seine Philosophie zu verbreiten und eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Eine gut organisierte Crowdfunding-Kampagne kennt die relevanten Communities genau sowie deren Mobilisierungspotenzial und kann sich als perfektes Werkzeug erweisen, um neue Partner oder Investoren für ein Projekt zu gewinnen.

Der Artikel basiert auf einer Veröffentlichung des Digitalmagazins Deskmag, das unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 läuft (http://www.deskmag.com/en/coworking-crowdfunding-project-community).

 

Foto: Symbolbild, CC BY 2.0 / Mike Schinkel / Flickr

Henrik Flor

Diplom-Politologe, absolvierte nach dem Studium ein Verlagsvolontariat und betreute danach für eine Kommunikations-Agentur verschiedene Kunden aus der Buchbranche. Er leitete bis 2021 den Bereich Redaktion & Konzeption bei der Stiftung Bürgermut, baute dort das digitale Engagement-Magazin Enter auf und war von Anfang an bei der Entwicklung von opentransfer.de dabei. Henrik Flor ist Gründungsmitglied des Vereins Netzdemokraten, der Partizipationsmöglichkeiten im Internet auslotet.

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