Transparenz – Warum sie wichtig ist und wie man sie herstellt

„Transparenz“ – um den Begriff wird viel Wirbel gemacht. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Es geht darum, über die eigene Organisation und die geleistete Arbeit zu berichten – nach innen wie nach außen, das alles mit überschaubarem Aufwand und möglichst so, dass alle davon profitieren.

 

Den größten Profit aus einem Mehr an Transparenz schlägt übrigens die Organisation selbst. Nach außen hin schafft sie mit Transparenz Nähe und erzeugt Vertrauen – bei Geldgebern, potenziellen Sponsoren sowie der Zielgruppe. Ganz nebenbei profitiert die Organisation aber auch nach innen. Denn wer sich reflektiert mit den eigenen Zielen und sich mit den erbrachten Leistungen auseinandersetzt und eine Lernkultur etabliert, steigert damit unmittelbar die Qualität der eigenen Arbeit!

Vereinfacht gibt es zwei Ebenen der Transparenz. Die formale Ebene umfasst Finanzdaten und Informationen zu Organisations- und Gremienstrukturen (neudeutsch: Governance). Ebenso wichtig ist aber auch die inhaltlich-qualitative Ebene: Welche Projekte gibt es und welche Wirkungen werden erzielt?

Die Herausforderung besteht darin, diese Daten nicht nur zu erheben und in einen Zusammenhang zu setzen, sondern auch, sie abzubilden. Sämtliche Informationen müssen leicht zugänglich, nachvollziehbar und aktuell sein. Auf Ihrer Website sollten beispielsweise folgende Fragen beantwortet werden:

 

1.       Wer sind Sie und was wollen Sie?

Unverzichtbare Standards sind:

–          Name, Anschrift, Gründungsjahr, wichtige Ansprechpartner mit Namen und Kontaktdaten

–          korrektes Impressum (einen kostenfreien Generator finden Sie hier)

–          Satzung (als PDF oder besser noch als Text auf der Website)

–          Angaben zur Gemeinnützigkeit (zum Beispiel per Freistellungsbescheid)

–          Organisationsziele samt Vision oder Mission

girl running away with a cardboard box over her head

 

2.       Wer macht was wann wo?

Wer ist wofür Experte und wie setzt sich das Team zusammen?

–          Organigramm mit Aufgabenverteilung & Verantwortlichkeiten

–          Leitungs- und Aufsichtsstrukturen samt Funktionen

–          Übersicht der Mitarbeiter, vor allem im Hinblick auf die Anzahl und Zusammensetzung von Haupt- und Ehrenamtlichen, Honorarkräften etc.

–          Verbindungen zu anderen Organisationen (Mitgliedschaften, Beteiligungen, feste Kooperationen, zum Beispiel über eine Linkliste)

 

3.       Woher bekommen Sie Ihr Geld und wofür geben Sie es aus?

Vor allem Geldgeber wollen wissen, wofür Mittel verwendet werden. Unbedingt notwendig ist es also, die Einnahmequellen und Verwendungszwecke leicht nachvollziehbar aufzulisten – etwa in einem Jahresabschluss bzw. einer Einnahmen-Überschuss-Rechnung (abhängig von Größe und Komplexität der Organisation). Sinnvoll ist auch, wenn Sie einen Vergleich ermöglichen, indem Sie beispielsweise Jahresabschlüsse aus Vorjahren anbieten.

 

4.       Wie wirken Sie?

Neben den formalen Transparenzkriterien, die einen Überblick über die Arbeitsabläufe und die Leistungsfähigkeit Ihrer Organisation ermöglichen, ist es wichtig, den Kern Ihrer Arbeit – also Ihre Wirkung – transparent zu kommunizieren.

„Wirkungen“ sind Veränderungen, die Sie unmittelbar bei Ihren Zielgruppen, in deren Lebensumfeld oder der Gesellschaft insgesamt erreichen. Wenn etwa Ihre Zielgruppe neues Wissen erwirbt, Handlungsweisen verändert oder sozial aufsteigt, ist dies eine unmittelbar durch Ihre Arbeit erzielte Wirkung.

Auch wenn die Entwicklung einer sogenannten Wirkungslogik anfangs durchaus komplex ist (siehe „Zum Weiterlesen“), helfen Ihnen folgende Fragen, Ihre Wirkungen in jährlichen Tätigkeitsberichten in Worte zu fassen:

–          Was möchten Sie erreichen?

–          Welche Aktivitäten führt die Organisation durch und warum?

–          Welche Wirkungen erzielen Sie in Folge Ihrer Leistungen? (Wen haben Sie erreicht und was konnten Sie verändern?)

–          Woher wissen Sie, wie Sie wirken? (Welche Erhebungsmethoden nutzen Sie?)

Über Wirkungen zu berichten, heißt zum Beispiel Zitate oder Feedbacks erreichter Zielgruppen zu sammeln und auf der Website zu veröffentlichen. Wichtig ist vor allem, dass die Wirkungsbelege aktuell sind und darüber hinaus zum internen Lernen beitragen!

 

Fazit

Der letzte Aspekt machen deutlich, dass Transparenz kein fertiger Zustand ist, sondern einen kontinuierlichen Prozess erfordert. Die Mühe lohnt sich, denn von transparentem Arbeiten profitiert vor allem die Organisation selbst:
–          Nach außen wirkt sie vertrauensbildend, weil sich Mittelgebende und Öffentlichkeit ausreichend informiert fühlen.

–          Die öffentliche Darstellung der Ziele, Maßnahmen, Erfolge und Persönlichkeiten ermöglicht erst, dass sich auch die relevanten Zielgruppen angesprochen fühlen, die Sie als Organisation erreichen möchten.

–          Daneben profitiert die Organisation, weil transparentes Arbeiten auch Fehlentwicklungen aufdeckt. Transparenz begünstigt eine wirkungsorientierte und qualitativ hochwertige Arbeit.

–          In einer kombinierten Berichterstattung, die die formale und inhaltliche Ebene miteinander verknüpft, wird sowohl die Leistungsfähigkeit Ihrer Organisation als auch das Wirkungspotenzial Ihrer Projekte sichtbar.

 

Zum Weiterlesen

Transparenz-Check: hilft dabei, Antworten auf die wichtigsten Fragen von Interessensgruppen zu finden. Initiator ist PricewaterhouseCoopers.

Transparenz ist nicht nur wünschenswert, sondern auch nützlich: 10 Gründe für mehr Transparenz (PDF, 1.7 MB)

Initiative Transparente Zivilgesellschaft (getragen u.a. von Transparency Deutschland e. V., VENRO u.a.): 10 Aspekte, die jede zivilgesellschaftliche Organisation der Öffentlichkeit zugänglich machen sollte.

Social Reporting Standard (SRS): bietet einen Rahmen für standardisierte Berichterstattung von Organisationen. Der SRS eignet sich für die Kommuniaktion mit Förderern und der Öffentlichkeit. Hilft bei der internen Organisationsentwicklung.

Wirkungslogik und wirkungsorientierte Steuerung für Einsteiger: Kursbuch Wirkung – Das Praxishandbuch für alle, die Gutes noch besser tun wollen

 

Foto: © iStockphoto.com/Kameel

 

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Tiffany Ischinger

Tiffany Ischinger (MPP) arbeitet als Social Impact Analystin bei PHINEO, dem gemeinnützigen Analyse- und Beratungshaus für wirkungsvolles gesellschaftliches Engagement. Zuvor studierte sie European Studies und Public Policy am King’s College London und der Hertie School of Governance in Berlin und sammelte praktische Erfahrungen bei verschiedenen Stationen im privaten, öffentlichen und dritten Sektor. In ihrer Masterarbeit beschäftigte sich Ischinger mit dem Thema Corporate Volunteering aus Sicht von Nonprofit Organisationen. Als Mediatorin interessiert sie sich besonders für die strategische Konzeption und Durchführung wirkungsorientierter Kooperationen.

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