Bagfa: freiwilliges Engagement inklusiv und digital

Icon__btn_Dokumentation_grossHenning Baden, bagfa e.V., auf dem openTransfer CAMP Inklusion am 30.01.2016 in München

 

Welche Formen digitalen Engagements gibt es? Kann durch Engagement im virtuellen Raum Gemeinschaftsgefühl, Anerkennung und Einbindung erfahren werden? Mit diesen und weiteren Fragen befassten sich die Teilnehmenden dieser Session.

Henning Baden ist für den Bereich Inklusion in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen, kurz bagfa, zuständig. Er leitet das Projekt „Sensibilisieren, Qualifizieren und Begleiten: Freiwilligenagenturen als inklusive Anlauf- und Netzwerkstellen für Engagement weiterentwickeln“. Mit seinem Session-Vorschlag beim openTransfer CAMP Inklusion wollte er eine Diskussion über Teilhabebarrieren beim Engagement im digitalen Raum anstoßen. Ein virtuelles oder virtuell unterstütztes Engagement – so die Arbeitshypothese – kann sowohl Chancen als auch Risiken für die Teilhabe vom Menschen mit Behinderungen bedeuten.

Ein Mann in buntem Hemd und mit Mikrofon sitzt vor einer Schultafel.

Konkret brachten die Teilnehmenden diese Beispiele und Positionen in die Diskussion ein:

Zwei Teilnehmende arbeiten ehrenamtlich daran, Orte im Raum München auf ihre Barrierefreiheit hin zu überprüfen. Dabei setzen sie ihre jeweiligen Fähigkeiten und Interessen ein – beide haben eine Behinderung. Während einer die Telefonnummern im Internet recherchiert, übernimmt der andere die telefonische Nachfrage und eventuell eine Vor-Ort-Recherche.

Bürgerinnen und Bürger aus dem 4.500 Einwohner-Ort Stromberg gründeten vor einigen Jahren die Facebook-Gruppe „Stromberger helfen Strombergern“. Sie stellen Hilfegesuche und -angebote ein und vernetzen sich. Neuerdings wird diese Gruppe verstärkt von ansässigen Flüchtlingen genutzt, die sich dort gegenseitig unterstützen und austauschen. So bietet das Internet auch Peer-Consulting und Selbsthilfe neue Möglichkeiten. Eine weitere Aktion in Stromberg beweist, dass Menschen mit eingeschränkten Teilhabemöglichkeiten durch ihr Engagement einen Gewinn für den Tourismus bedeuten. Stromberger erfassen gemeinsam barrierefreie/-arme Wege und stellen die Informationen Besuchern zur Verfügung.

Eine Diskussion über die Teilhabechancen und -barrieren im virtuellen Raum entstand. Zum einen machten Teilnehmende die Erfahrung, dass durch Smartphones, kostenloses W-LAN und Services wie WhatsApp Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von WfbM die Teilhabe erleichtert wird. Es wurde aber auch die Erfahrung gemacht, dass Kosten und Handhabe der Technik ältere Menschen und Menschen mit Behinderung vor neue Barrieren stellen.

Netzwerk Neuenkirchen: Das Netzwerk Neuenkirchen baut aktuell an einer neuen barrierefreien Homepage, die ehrenamtliche Leistungen vermitteln und einen Austausch fördern soll. Dabei werden Menschen mit Behinderung von vorneherein als Expertinnen und Experten in eigener Sache eingebunden und arbeiten von der Ideenphase bis zur Umsetzung an dem Projekt mit.

Beim Projekt Piksl Labor geben Menschen mit Behinderung älteren Menschen Nachhilfe in Sachen Computer- und Internetnutzung. Dieses Projekt zeigt, dass Menschen mit Behinderung durch ihr Engagement Anerkennung und Kompetenzerfahrungen sammeln können – entgegen dem weitverbreiteten Bild ihrer Hilfebedürftigkeit.

Das Internet bietet viele Möglichkeiten zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Doch: gleichzeitig werden Teilhabemöglichkeiten durch mangelnde Barrierefreiheit begrenzt. Bei der Förderung digitaler Teilhabe und inklusivem Ehrenamt sollte darauf verzichtet werden, zu verallgemeinern. Vielmehr muss in jedem individuellen Fall geschaut werden, welche Barrieren es gibt und wie diese aus dem Weg geräumt werden können. Auch wenn es so schön wäre: Eine Patentlösung gibt es leider nicht.

http://bagfa-inklusion.de/

Foto: CC BY-NC 2.0 / Andi Weiland / Stiftung Bürgermut

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Laura Frenker-Hackfort

Laura Frenker-Hackfort, Jahrgang 1991, hat „Angewandte Freizeitwissenschaft“ an der Hochschule Bremen studiert. Für die Aktion Mensch schreibt sie derzeit an ihrer Bachelorarbeit zum Themen „Inklusion durch bürgerschaftliches Engagement“. Parallel zu ihrer Ausbildung arbeitete sie bereits als Freizeitassistentin, Reisebegleiterin und im ambulanten und stationären Wohnen für Menschen mit Behinderungen.

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