„Mentoring auf die nächste Stufe in Deutschland bringen“ – Die Gründung des Bundesverbandes soziales Mentoring

Im Oktober 2022 haben Akteur:innen der Mentoring-Community aus ganz Deutschland eigeninitiativ, ehrenamtlich und ohne finanzielle Förderung einen Bundesverband gegründet. Die Vorständinnen Gloria Amoruso (kein Abseits! e.V.) und Ute Volz (Eleven e.V.) berichten, wie die Zusammenarbeit der 17 beteiligten Akteur:innen gelungen ist und wie die Beteiligten Herausforderungen im Gründungsprozess gemeistert haben.

Alles begann beim „openTransfer CAMP #Patenschaften goes digital“ im Dezember 2020. Ute Volz von Eleven stellte in ihrer Session die Idee vor, ein digitales Tool zum Austausch für die Mentoring-Community in Deutschland zu etablieren. Inspiriert von ihren Erfahrungen im Netzwerk Berliner Kinderpatenschaften und ihrem Austausch auf internationaler Ebene mit nationalen Dachverbandsstrukturen für Mentoring beschäftigte sich auch Gloria Amoruso schon seit Längerem mit der Frage nach bundesweitem Austausch und entsprechenden Strukturen. Als Gloria in der Session ein Plädoyer für einen Bundesverband hielt, fanden sich neben Ute Volz auf Anhieb noch weitere Mitstreiter:innen, die von der Idee überzeugt waren. Sie gründeten die Taskforce Mentoring, die an der Entstehung des Verbandes arbeiten sollte, und gewannen weitere Unterstützer:innen, die mit ihrer Expertise, ihren Netzwerken und ihrer regionalen Perspektive einen wichtigen Mehrwert einbrachten.

Eine Stimme für soziales Mentoring

Nach einem Kick-off und weiteren digitalen Meetings erarbeitete die Taskforce in einer dreitägigen digitalen Schreibwerkstatt die gemeinsame Vision und Wirkungslogik. Der Bundesverband sollte zum Ziel haben, Mentoring bekannter und sichtbarer zu machen, die Rahmenbedingungen zu verbessern und somit die Qualität und Wirkung zu stärken sowie Vernetzung und Austausch zwischen Organisationen zu fördern. Zudem sollte der Verband Interessenvertretung und Ansprechpartner für Politik, Medien und Öffentlichkeit werden.

Mentoring ist ein wirksamer Ansatz, um Bildungsteilhabe, Demokratieverständnis und Chancengleichheit zu fördern. Zahlreiche wissenschaftliche Studien bestätigen diese Wirksamkeit. Das Potenzial ist jedoch noch nicht ausgeschöpft und wird oft durch projektbezogene, temporäre Finanzierung eingeschränkt. Durch den Bundesverband soll die Methode des Mentoring verbreitet und sichtbarer gemacht werden. Die Gründung des Bundesverbandes sei daher der nächste logische Schritt gewesen, resümiert Gloria.

Der Gründungsprozess

Der Schreibwerkstatt folgten in den darauffolgenden anderthalb Jahren zahlreiche weitere digitale vorbereitende Treffen. Beim Gründungsprozess sei ein partizipatives Vorgehen essenziell gewesen, betonen Gloria und Ute. Die Bedarfe der Mentoring-Community wurden unter anderem mittels einer digitalen Umfrage sowie in zwei Sessions beim openTransfer CAMP Patenschaften 2021 ermittelt. Im Rahmen von digitalen Mitmach-Cafés wurden interessierten Mentoring-Organisationen die Zwischenergebnisse vorgestellt und relevante Fragen diskutiert. Dabei wurden etwa 150 Mentoring- oder Patenschaftsprojekte erreicht. Die Bandbreite reichte von Organisationen, die über „Menschen stärken Menschen“ gefördert werden, einem bundesweiten Programm des BMFSFJ, über deutschlandweit etablierte Mentoring-Programme bis zu kleinen ehrenamtlich geführten Initiativen.

Im Rahmen des Programms „AUF!leben” der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) haben einige Taskforce-Organisationen als Umsetzungspartner:innen für die Kategorie „Mentoring“ bereits erfolgreich die überregionale Zusammenarbeit getestet. Nach knapp zwei Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit war es dann soweit: Am 19. Oktober 2022 wurde der Bundesverband soziales Mentoring von 21 Gründungsmitgliedern aus dem gesamten Bundesgebiet offiziell in Berlin gegründet.

Kollaborative Zusammenarbeit und Herausforderungen

Gloria und Ute sind sich einig, dass der Gründungsprozess so gut gelungen ist, weil sich alle Beteiligten die Vision des Vorhabens am Anfang der Zusammenarbeit klargemacht hatten und die Taskforce-Mitglieder bereits daran gewöhnt waren, Prozesse zu moderieren und zu gestalten. Entscheidend für eine gelingende Zusammenarbeit ist für Gloria auch, dass die beteiligten Akteur:innen gemeinsame Werte teilen. Für die Taskforce waren Gerechtigkeit, Partizipation und Inklusion zentral. Diese Werte zeigten sich in der Zusammenarbeit vor allem durch eine offene Kommunikation, die Fähigkeit, sich auf die Perspektive anderer einzulassen, gegenseitiges Vertrauen und einen Umgang auf Augenhöhe.

Trotz aller Harmonie, einig war man sich im Gründungsprozess nicht immer. Zur Frage, wie die heterogene Mentoring-Landschaft – auch in der Satzung – abgebildet werden kann, ohne dass der Bundesverband als Konkurrent für die in einigen Regionen bestehenden Netzwerke wahrgenommen wird, gab es unterschiedliche Auffassungen. Am Ende verständigte sich die Taskforce darauf, die Satzung offen zu formulieren. Optional wurden Fachbeiräte und Arbeitsgruppen integriert, in denen sich unterschiedliche Mitglieder und Strukturen beteiligen können.

Der Vorstand des Bundesverbandes soziales Mentoring (links außen Ute, rechts außen Gloria)

Wie geht es weiter? – Ein Blick in die Zukunft

Der neu gegründete Bundesverband befindet sich derzeit im Aufbau. Im Januar hat der fünfköpfige Vorstand auf einer Klausurtagung gemeinsam die zentralen Themen für das Jahr 2023 festgelegt. Im Vordergrund stehen dabei der Aufbau der Geschäftsstelle und erste Stellenausschreibungen. Grundlegend dafür sind die ersten in Aussicht gestellten Fördermittel. Auf Basis eines Stakeholder-Mappings sollen erste Kontakte geknüpft und Gespräche mit Politik und Verwaltung geführt werden. Zudem soll die Mitgliederkommunikation und -beteiligung weiter ausgebaut werden. Die Website wie auch Infomaterialien zum Bundesverband entstehen gerade.

Wenn ihr mehr über den Bundesverband erfahren möchtet oder Mitglied werden möchtet, könnt ihr den Vorstand kontaktieren via: info@bundesverband-mentoring.social



Artikel: Christine Langer

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Christine Langer

Christine Langer ist bei der Stiftung Bürgermut als Projektkoordinatorin bei openTransfer #Patenschaften tätig. Sie studierte Internationale Entwicklung und Koreanologie in Wien und Seoul (Südkorea) sowie Gender Studies in Berlin (MA Gender Studies). Während ihrem Studium begann sie beim Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) zu arbeiten wo sie nach ihrem Abschluss das Mentor:innen Programm für queere Geflüchtete leitete. Privat engagiert sie sich im Bereich (Queer-)Feminismus und Fußball.

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