youvo.org – 5 Learnings aus dem ersten Projektjahr

Icon__btn_Dokumentation_grossVor einem Jahr haben Sebastian und seine Crew ihre Idee in der Session „Kreatives Ehrenamt“ auf dem opentransfer CAMP 2012 vorgestellt, mittels einer Plattform junge Kreative und soziale Organisationen zusammenzubringen. Ein Jahr später berichtete Sebastian vom Weg, den youvo.org bisher gegangen ist. Hier seine 5 Learnings.

 

1. Die „Konkurrenz“ schläft nicht. Verrate ihr dennoch dein Geheimnis.

Youvo ist als Plattform angelegt, die junge kreative Köpfe, die bereit sind, pro bono zu arbeiten, an Nonprofits vermittelt. Zu Beginn des Projektes entdeckten Sebastian und sein Team einige sehr ähnliche Angebote. Doch statt auf Wettbewerb zu setzen, entwickelte sich eine zum Teil enge Zusammenarbeit. Die Engagierten von Sozialer Funke haben zum Beispiel youvo.org das Backend für deren Plattform zur Verfügung gestellt. Der Schlüssel zur Vermeidung des Konkurrenzdenkens sei der offene Austausch gewesen. So habe man gemerkt, dass man nicht zu 100 Prozent das Gleiche machte, sondern sich in wichtigen Details unterscheidet, wie zum Beispiel der Zielgruppe. Im Fall von youvo.org sind das ausschließlich junge Menschen in der Ausbildung im Kreativbereich oder passionierte Fotografen, Filmer oder ähnliches. Auch unterschiedliche Aktionsradien oder Formate führen zu Unterschieden, die helfen, Konkurrenzen gar nicht erst entstehen zu lassen. Der Austausch mit ähnlichen Projekten führe außerdem zu einer Schärfung der eigenen Idee.

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2. Nur große Teams, sind gute Teams? Nope. Was zählt ist Commitment

Mit sechs Leuten ist das Projekt gestartet als studentische Initiative gestartet. Als für einige Bachelorarbeit oder Auslandaufenthalte dazwischen kamen, waren sie noch zu Dritt. Im ersten Moment war das schade, aber gleichzeitig hat es die Entscheidungsprozesse extrem beschleunigt, und letztlich war die Arbeit auch so zu bewältigen. Als großes Plus beschrieb Sebastian das Commitment der „Übriggebliebenen“, welches im Nachhinein mehr Wert war als die höhere Zahl an Mitmachern, die sich nicht ganz so sehr mit dem Projekt verbunden fühlten.

3. Du bist von einer bestimmten Webdesignerin begeistert? Sprich sie an!

Beim dritten Learning ging es darum, dass Sebastian für das Design der Website eine ganz bestimmte Designerin im Kopf hatte, sich aber lange nicht getraut hat, sie anzusprechen, weil bis dahin keine Verbindungen über Dritte bestand. Nach einiger Zeit und viel Überwindung hat er sie schließlich doch angesprochen und war überrascht, dass sie sofort zugesagt hat. Seine Bedenken drehten sich um die vermeintlich niedrige Bekanntheit seines Projektes und die vollen Auftragsbücher seiner Wunsch-Designerin. Die Designerin fand das Projekt einfach spannend und war begeistert. Letztlich solle man nach dieser Erfahrung einfach offen auf Leute zugehen, die man um Unterstützung bitten möchte. Sebastian berichtete, dass er die Designerin so auch 5 Monate eher hätte ansprechen können, wenn er sich getraut hätte.

4. Du bastelst an einer Online-Lösung? Teste sie offline

Ein enorm hilfreicher Schritt war für Sebastian und sein Team, dass sie ihre Idee von einer Plattform offline getestet haben. So luden sie 15 Organisationen und 15 Kreative ins Social Impact Lab ein und beobachteten, wie sie miteinander in Kontakt traten. So wurden Formulare getestet sowie das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. An diesem Tag wollten beispielsweise fast alle Organisationen ein Video, aber nur ein Videomacher war vor Ort. Daraus schlossen sie, dass die Plattform oder weitere Veranstaltungen spezieller ausgelegt werden müssten.

5. Ohne Moos nichts los? Streiche diesen Satz.

Die ersten sechs Monate hatte das Projekt gar kein Geld. Erst im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass das auch gar nicht nötig war und die Zeit, die in Förderanträge investiert wurde, vergeudet war. Alles, was benötigt wurde, gab es auf Nachfrage pro bono. Sebastian betonte, dass besonders wichtig war, dass man sich traut zu fragen und Fan seiner eigenen Idee ist. Nur so könne man Leute mitreißen und letztlich dazu bringen, einem zu helfen. Förderanträge seien für den zweiten Schritt aber sinnvoll, wenn es um den Ausbau der Idee geht.

Offene Runde: Diskussion und Feedback

In der offenen Runde hagelte es Fragen vieler Interessierter. Einige Organisationen wollten direkt mitmachen und auch potenzielle Ehrenamtliche meldeten sich zu Wort. Für beide Fraktionen und für alle anderen nannte Sebastian den Live-Gang der Plattform Anfang 2014 als nächsten Meilenstein.

Auf die Frage, wie Sebastian und sein Team zur notorischen Unterbezahlung der Kreativbranche stehen und ob youvo.org nicht Probleme haben könnte, Kreative aufgrunddessen zum Mitmachen zu motivieren, fand sich schnell die passende Antwort im Konzept von youvo: Es gehe um Kreative in Ausbildung, die durch ihr Engagement schnell in realen Projekten arbeiten können und frühzeitig Referenzen sammeln. Zudem sei die Einbindung in die Lehre an Unis angedacht, um Semesteraufgaben mit realen Fällen zu verbinden.

Nach dem Feedback heute und vor einem Jahr bleibt eigentlich nur die Frage, ob die Server von youvo.org dem Ansturm der vielen Nonprofits zum Launch standhalten werden.

Die Präsentation zur Session gibt es hier: http://www.slideshare.net/youvo/5-learnings-aus-dem-ersten-projektjahr

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Dieser Text steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht Kommerziell-Keine Bearbeitung 3.0 Unported Lizenz.

Foto: Samantha Dietmar

Sebastian Volberg

Aufgewachsen in Ostwestfalen ging es für Sebastian über den Zivildienst in München und das Studium der Staatswissenschaften in Erfurt 2013 an die TU Dortmund zum Masterstudium "Alternde Gesellschaften". Zuvor war Sebastian ab Herbst 2012 ein Jahr mit einer BahnCard100 unterwegs um die Mentoring- und Patenschaftslandschaft in Deutschland zu erkunden. 12 Monate besuchte er unterschiedliche Mentoring- und Patenschaftsprojekte für Kinder und Jugendliche um Wissen und Erfahrung zu teilen: Hauptsächlich über's Weitererzählen, Kontakte vermitteln und Bloggen auf sebastianvolberg.de."

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