Bocholter Bürgergenossenschaft – Herausforderungen vor dem Transfer

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Sarah Lüders, Forschungsgesellschaft für Gerontologie e.V., beim openTransfer CAMP am 9. Mai 2014 in Köln

 

Die Bocholter Bürgergenossenschaft organisiert nachbarschaftliche Hilfe auf ganz neue Weise. Jeder kann mitmachen, jeder profitieren. Das Modell wird derzeit evaluiert und dann in viele andere Kommunen in NRW gebracht.

 

Die Bocholter Bürgergenossenschaft bietet Dienste zur Bewältigung des Lebens im Alter und zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Mitmachen kann jeder Bürger und jede Bürgerin in Bocholt. Die Dienstleistungen werden ehrenamtlich erbracht. Wer sich engagiert, kann sich ein Zeitkonto ansparen und über dieses dann selbst Leistungen abrufen. Wer Hilfe braucht und über kein Zeitkonto verfügt, zahlt ein niedriges Entgelt, das für den Helfer dann in Form von Gutschriften angelegt wird.

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Die „Bocholter Bürgergenossenschaft“ wird von der EU gefördert und wissenschaftlich begleitet. Wenn das Projekt erfolgreich ist, soll es zu einem Modelltransfer in andere Kommunen in Nordrhein-Westfalen kommen.

Gegenwärtig steht das Projekt noch vor folgenden Herausforderungen:

  • Es ist schwierig, alle BürgerInnen mit der Idee einer Genossenschaft bzw. von Zeitkonten zu erreichen, es fehlen speziell noch Kontakte hin zu Migranten und zu Menschen „am Rand“.
  • Die steuerrechtliche Einordnung der Leistungen der Genossenschaft ist ein schwieriges Thema. Ebenso problematisch ist, dass die Genossenschaft von manchen Gewerblichen am Ort als Konkurrenz wahrgenommen wird.
  • In der Bürgerschaft sind die Haltungen gegenüber der Genossenschaft ganz unterschiedlich: sie reichen von einem utilitaristischen Zugang („toll, dass es hier billige Dienste gibt“) bis zu altruistischen Positionen, die ganz hinter der Genossenschaftsidee stehen.

Noch hat das Projekt Zeit, diese Herausforderungen zu meistern. Bis Sommer 2015 muss es auf eigenen Beinen stehen.

Aus dem Publikum kam von anderen Genossenschaftlern das Feedback, dass eine gemeinsame Vision vor Ort wichtig ist. Es sollten nicht die Dienstleistungen der Genossenschaft im Mittelpunkt stehen, sondern diese gemeinsame genossenschaftliche Vision.

http://bocholter-bg.de/
http://www.ffg.tu-dortmund.de/cms/de/Projekte/Lebenslagen_Lebensformen_und_soziale_Integration/Bocholter_B__rgerGenossenschaft/index.html

Foto: Thilo Schmülgen

Brigitte Reiser

Brigitte Reiser, Beraterin und Autorin des Weblogs Nonprofits-vernetzt.de, befasst sich professionell mit den Themen Vernetzung, Partizipation, Zukunft des Dritten Sektors und mit dem demografischen Wandel. Ehrenamtlich ist sie in Stuttgart in mehreren lokalen Vernetzungsprojekten aktiv, bei denen es um die Förderung intergenerationeller Kontakte, um den Aufbau neuer Nachbarschaften und um den Wissenstransfer unter Stadtteilvernetzern geht.

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