Inklusion und Zivilgesellschaft

Der Debatte um Inklusion haftet oft eine Schwere an. Schule, Beruf und Wohnen sind die drei großen Themen aber trotz vieler Fortschritte immer noch auch die großen „Tummelplätze“ der Bedenkenträger. Inklusion in diesen Kontexten ist dann häufig das, was vermeintlich „teuer“ ist und für bestimmte Menschen „nicht passt“ (oder bestimmten Menschen nicht passt?). Eine für mich ganz wichtige Dimension von Inklusion hat es dagegen schwer, in der Diskussion gehört zu werden: Die zivilgesellschaftliche.

 

Dabei sind die  Prinzipien von Inklusion und Engagement wie zwei Seiten einer Medaille: die selbstverständliche Möglichkeit, sich in die Gesellschaft mit dem eigenen Tun und dem „Eigensinn“ einzubringen, haben sie gemeinsam.  Freiwilliges Engagement bietet Raum sich auszuprobieren, neue Rollen anzunehmen, sich selbst und andere Menschen im gemeinsamen Tun kennenzulernen, Erfahrungsräume  zu öffnen und zu nutzen. Es ist das Recht jedes Menschen, verschiedene Positionen einzunehmen. Niemand darf von Anfang an auf die Rolle des Hilfsbedürftigen festgelegt werden. Mal Gebende(r) und mal Nehmende(r) zu sein: Das freiwillige Engagement bietet solche Gelegenheiten.

Die Freude am gemeinsamen Ausprobieren ist eine Stärke des freiwilligen Engagements. Jede(r) entscheidet selbst, welche Kompetenzen er oder sie einbringen möchte. Es braucht einen offenen Dialog darüber, welcher Voraussetzungen es für barrierefreies Engagement bedarf. Projekte wie „Lebenshilfe aktiv“, „Selbstverständlich Freiwillig“ der Diakonie Hamburg, „Sterntaucher“ der Freiwilligenagentur Magdeburg oder „Engagement barrierefrei“ der Freiwilligenagentur Halle-Saalkreis zeigen, dass der Abbau von Teilhabebarrieren gelingt, wenn von Anfang an Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam planen und wir alle bereit sind, unsere „gewohnten Bilder“ über Bord zu werfen. Warum gibt es bei der Werbung um freiwilliges Engagement so viele Plakate von Menschen ohne Behinderung, die Menschen im Rollstuhl schieben? Warum so wenige, auf denen Nutzer(innen) eines Rollstuhls im Kindergarten vorlesen?

Die Bilder, wer Hilfe gibt und wer Hilfe bekommt, sind nach wie vor stark und tragen mit dazu bei,  dass der Mehrwert des Engagements von Menschen mit Behinderung vielen Organisationen nicht präsent ist.

Das Engagement von Menschen mit Behinderung muss zu etwas selbstverständlich möglichem werden und darf nicht von Personenkonstellationen vor Ort abhängen.

Ich darf nicht darum bitten müssen, mich zu engagieren und mich in die Gesellschaft einzubringen.

Dieser Beitrag nimmt an der #NPO-Blogparade „Wo bitte geht es hier zu mehr Teilhabe?“ teil.

Henning Baden

Henning Baden, Jahrgang 1983, hat Politikwissenschaften und Germanistik in Oldenburg studiert. Er leitet das Projekt „Sensibilisieren, Qualifizieren und Begleiten: Freiwilligenagenturen als inklusive Anlauf- und Netzwerkstellen für Engagement weiterentwickeln“ der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen in Berlin. Während seiner Arbeit als Koordinator des Bundesprogramms „Freiwilligendienste aller Generationen“ für den Nordwesten Niedersachsens hat er Freiwilligenagenturen mit ihren vielfältigen Ideen kennengelernt und die Gründung von Agenturen angeregt und begleitet online cash loans today. Erfahrung bringt er außerdem aus der Öffentlichkeitsarbeit und dem Kundenmanagement bei einem großen Träger der Eingliederungshilfe mit.

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