kein Abseits! Patenschaftsprojekt mit geflüchteten Kindern

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Clara Fohrbeck, Jasmin Azar und Florian Stenzel vom Verein kein Abseits! auf dem openTranser CAMP Refugee Helpers am 14.11.2015 in Berlin

 

Mit dem Projekt „Heimspiel“ hat der kein Abseits e.V. ein Mentorenprogramm entwickelt, das sich an Kinder aus Flüchtlingsfamilien richtet. Der Verein möchte ihnen schöne Momente ermöglichen und die Integration erleichtern. In ihrer Session diskutierten die Initiatoren mit den Teilnehmern, welche Elemente für die erfolgreiche Durchführung des Programms wichtig sind.

 

Nach dem Ansatz des „Mentoring und Befriending“ hat „kein Abseits!“ Prozesse entwickelt, die zu einem erfolgreichen „Matching“ führen und dafür sorgen, dass das Tandem aus Mentor und Mentee funktioniert. Der Schwerpunkt liegt hier vor allem auf der sorgfältigen Auswahl und Vorbereitung der Ehrenamtlichen, aber auch der Kinder.

Die Ehrenamtlichen durchlaufen zuerst ein sorgfältiges Screening. Neben einem 1-seitigen Schreiben, in dem sie ihre Motivation, sich in dem Programm zu engagieren, darlegen, führt der Verein persönliche Gespräche mit ihnen durch. In 1½ Stunden wird abgeklopft, welche Erwartungen die Ehrenamtlichen mitbringen, ob sie bereit sind, sich für acht Monate zu engagieren und auch am Ball bleiben, wenn es einmal nicht so gut läuft. Hiernach erhalten die Ehrenamtlichen eine Schulung, die sie auf ihren Einsatz vorbereitet. Erst dann wird der Vertrag unterschrieben, und es wird ein Mentee gesucht, der zu dem Ehrenamtlichen passt.

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Auch die Auswahl der Kinder, die an dem Programm teilnehmen, wird sorgfältig angegangen. Hier ist es vor allem wichtig, den Kindern klar zu machen, dass auch für sie eine gewisse Verbindlichkeit besteht. Außerdem gilt es, die manchmal zu hohen Erwartungen an das, was der Mentor leisten kann, zu dämpfen. So kann er oder sie nicht bei der Wohnungssuche oder ähnlichem helfen. Für die Familien ist der Mentor oftmals die erste deutsche Bezugsperson. Daher werden an ihn oder sie eventuell Erwartungen gestellt, die nicht alle erfüllt werden können.

Gleichzeitig müssen die Kinder für das Mentoring-Programm, das unter dem Namen „Heimspiel“ läuft, begeistert werden. Das war gerade zu Beginn nicht ganz einfach. Es musste Vertrauen aufgebaut werden, gerade auch bei den Eltern. Hier liegt ein entscheidender Unterschied zu anderen Patenprojekten, die der „kein Abseits! e.V.“ durchgeführt hat. Die Beziehungsarbeit, die die Koordinatoren des Vereins leisten müssen, ist hier viel höher. Auch von der Vorstellung, man könne die Kinder aus Willkommensklassen gewinnen, musste sich der Verein schnell verabschieden. Die Fluktuation ist hier zu groß, und man hat gemerkt, dass es essenziell für den Erfolg ist, dass die Eltern mit einbezogen werden und das Mentoring gutheißen. Daher hat sich der Weg direkt über die Flüchtlingsheime bewährt.

Die Vorbereitung dauert in etwa vier Monate. Dies ist relativ lang. Nichtsdestotrotz sollte man sich die Zeit nehmen, denn die sorgfältige Auswahl von Ehrenamtlichen und Kindern ist ein wichtiger Schritt für das erfolgreiche Mentoring. Dass dieser Schritt auch schneller gehen kann, zeigte das Projekt „Wir für Flüchtlinge“. Allerdings ist dort das Projektteam auch größer.

Eine hohe Koordination ist also in jedem Fall nötig. Und die bedarf einer sicheren Finanzierung. Im Rahmen des Netzwerks Berliner Kinderpatenschaften, ein Zusammenschluss von 33 Patenprojekten, wurde daher eine Stellungnahme verfasst, die ein Landesprogramm fordert. Dieses soll gewährleisten, dass jedes Kind die Möglichkeit bekommt, einen Paten zu bekommen. Neben den Flüchtlingskindern sollten aber auch andere Kinder in benachteiligten Stadtteilen von diesen Programmen profitieren können.

Foto: #otc15 (CC BY SA) / www.eventfotografie-klant.de

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Julia Meuter

Julia Meuter arbeitet als Leiterin Transferberatung bei der Stiftung Bürgermut. Zuvor war sie bei der EVPA tätig und leitete beim Bundesverband Deutscher Stiftungen das „Social Franchise Projekt“ sowie „Effektn –Methoden erfolgreichen Projekttransfers“. Sie hat ein umfangreiches Wissen zu Fragen der systematischen Skalierung von Gemeinwohllösungen und ist Autorin zahlreicher Publikationen und Praxis-Ratgeber zum dem Thema.

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