Welcome Dinner Düsseldorf: Wie etablieren wir das Projekt langfristig?

Kati Schmidt und Sonja Scheiper von Welcome Dinner Düsseldorf beim openTransfer CAMP #Ankommen am 24.09.2016 in Düsseldorf

 

Kati Schmidt und Sonja Scheiper stellten das Projekt Welcome Dinner vor und beschrieben aktuelle Herausforderungen. Anschließend formulierte die Gruppe Ideen zur langfristigen Etablierung des Projekts und diskutierte, wie sich verlässliche Freiwillige anwerben ließen.

Welcome Dinner ist eine Projektidee, die ursprünglich aus Stockholm stammt: Interessierte Einwohnerinnen und Einwohner einer Stadt laden Zuwanderer und Flüchtlinge zum Abendessen bei sich ein. In Deutschland gibt es Welcome Dinner an mehreren Standorten. Die Initiatorinnen des Düsseldorfer Ablegers beschrieben das Projekt als relativ gut aufgestellt. Es gebe eine Datenbank, Fragebögen für Gäste und Gastgeber. Ein Problem sei jedoch, dass das Erfahrungswissen der Welcome Dinner untereinander wenig getauscht werde.

Zwei Frauen sitzen auf einer Terasse und erzählen.

Die Sessiongeberinnen berichteten: Am Anfang sei die Euphorie und die Zahl der Gastgeberanmeldungen in Düsseldorf sehr groß gewesen, zeitweise habe es sogar nicht genug Gäste für die Angebote gegeben. Im März/April 2016 habe sich das geändert. Nun gingen die meisten Ressourcen in die Gastgeberakquise, während gleichzeitig viele Freiwillige ausschieden. Nicht zuletzt durch die Negativpresse seien die Gastgeberanmeldungen zurückgegangen und damit auch die Motivation im Team. Der Belohnungseffekt fehle und die Akquise neuer Gastgeber sei anstrengend. Die übrigen Freiwilligen müssten sich derzeit täglich um das Matching kümmern. Inzwischen würde mit Sperrfristen von einem Monat gearbeitet, um die Anfragen bearbeiten zu können. Die Gästeakquise hinge an einer Studentin im Team.
Wie könne man das zukünftig ändern? Für das Welcome Dinner Berlin laufe momentan eine Crowdfunding-Kampagne für zwei hauptamtliche Stellen. Wenn sich das Projekt langfristig in Düsseldorf etablieren solle, müsse jemand verbindlich die Akquise übernehmen. Mit Freiwilligen alleine sei das nicht zu stemmen. Und gerade in der jetzigen Situation – da stimmte auch die Gruppe zu – sei es besonders wichtig, das Angebot aufrecht zu erhalten.

Hauptamt oder Ehrenamt?
Zu dieser Frage entspann sich eine angeregte Diskussion. Die Sessiongeberinnen betonten, dass die Einarbeitung der Freiwilligen zu lange dauere, weswegen sie eine feste Kraft bevorzugen würden. Die Teilnehmenden sahen das anders. Ein Teilnehmer betonte, dass Ehrenamt und Professionalität keine Gegensätze seien. Es gebe qualifizierte Menschen, die sich engagieren möchten, man müsse sie allerdings erst finden. Zudem erzeuge eine feste Stelle unnötig hohen finanziellen Druck. Ein Problem vieler Projekte sei es, dass sie eine eigene Infrastruktur aufbauen wollten. Dies sei nicht immer sinnvoll. Vielmehr sollten Ressourcen gemeinsam mit anderen geschaffen werden. Das bedeute nicht zwangsläufig eine Fusion. Es reiche, als Kooperationspartner gemeinsam auf ein ähnliches Ziel hinzuarbeiten.

Die Teilnehmerakquise
Zur Vereinfachung der Akquise hatten die Sessionteilnehmenden verschiedene Ideen:

– Die Kooperation mit den anderen Welcome-Dinner-Gruppen müsse dringend verbessert werden. Man könne dann zum Beispiel die Gastakquise, die ohnehin primär telefonisch laufe, gemeinsam organisieren.

– Die Gastgeberakquise könnte ausgelagert werden, z.B. an Mehrgenerationenhäuser und Vereine. Das Matching könne trotzdem weiterhin Welcome Dinner übernehmen.

– Um erfahrene Freiwillige zu finden, die bereit sind, mehr Zeit und Verantwortung in das Projekt zu stecken, könnte man ebenfalls mit Dritten zusammen arbeiten. Als Ansprechpartner oder Plattformen für Inserate kämen infrage: Freiwilligenagenturen, Bürgerstiftungen, Seniorenbüros, die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, Ehrenamtsplattformen wie Düsseldorf aktiv oder Helpteers sowie Diakonie und Caritas.

– Auch wenn die Presseresonanz für das Projekt bisher sehr gut gewesen sei, könnte man Erfolgsgeschichten wie entstandene Freundschaften noch stärker nach außen kommunizieren, da persönliche Geschichten am besten ankämen.

Freiwillige finden und halten
Ein Problem, so die Sessiongeberinnen, bestehe darin, die Freiwilligen über längere Zeit zu motivieren, ohne sie mit zu vielen Vorgaben einzuengen. Die Gruppe schlug vor, für das Management eine ganz konkrete Gruppe ins Auge zu fassen: Seniorinnen und Senioren, Menschen also, die Berufserfahrung hätten, Management-Methoden kennen würden und zeitlich belastbar seien. Eine solche Stelle mit viel Verantwortung, auch wenn sie unbezahlt sei, könne man auf Ehrenamtsportalen und sogar auf klassischen Karriereportalen ausschreiben.

Vielleicht könnte man zusätzlich ein Stimmungsbild erstellen. Wie hat sich die Wahrnehmung von Zuwanderern und Geflüchteten verändert? Untersuchungen dieser Art könnten ehrenamtliche und politische Stakeholder für Sponsorings gewonnen werden. Generell seien Projekte mit hoher Selbstwirksamkeit interessant für Freiwillige.

Foto: Thilo Schmülgen

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Louise Buscham

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