Jugendwerk Wittmund: Transfer durch Multiplikatoren

Jurij Ils vom Jugendwerk e.V. beim openTransfer CAMP Ankommen am 24.09.2016 in Düsseldorf

Die Begeisterung des Projektinitiator Jurij Ils wirkt ansteckend. Sein Konzept: Jugendliche, die selbst einen Migrationshintergrund haben, sollen jüngeren Kindern ein Vorbild sein und sie bei der Integration begleiten. Die Jugendlichen selbst sollen später die Idee in weitere Städte tragen.

Jurij Ils ist gelernter Sozialpädagoge und vor über 20 Jahren aus Russland nach Deutschland gekommen. Er hat selbst erfahren, wie es sich anfühlt „neu“ zu sein und eine fremde Kultur kennenzulernen. Im ostfriesischen Wittmund hat er den Verein Jugendwerk e.V. ins Leben gerufen. Der Verein widmet sich der Integration von Migrantinnen und Migranten und verfolgt einen zweigliedrigen Ansatz: die Durchführung von konkreten Initiativen für Kinder und Jugendliche in den Bereichen Sport, Medien und Erste Hilfe sowie die Vermittlung von Rechten, Pflichten und Werten der deutschen Gesellschaft. Um diese Ansätze zu verfolgen würden sogenannte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet, die Schulen besuchen und Kinder für die Aktivitäten des Vereins begeistern. Diese Freiwilligen findet der Sozialpädagoge zum Beispiel in Flüchtlingsheimen.

Ein Mann mit Mikrofon spricht begeistert vor einer sitzenden Zuhörerschaft.

Welche Eigenschaften müssen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren mitbringen?
Begeisterung, Motivation, Kontaktfreude, Talent und eine Identifikation mit dem Verein seien die Voraussetzung für eine Mitarbeit. Yusuf beispielsweise begleitete Jurij Ils zum Barcamp. Er begeistere sich fürs Gitarre Spielen und Breakdancen und sei hoch motiviert, sein Wissen an jüngere Kinder weiterzugeben. Der Jugendliche fände leicht Zugang zu Kindern und erfülle eine Vorbildfunktion. Yusuf selbst fühle sich in seinem Selbstwertgefühl gestärkt und in seinem Können wertgeschätzt. Ohne es selbst zu merken, würden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu Helden und tragen zur Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund bei. Der Verein achtet dabei darauf, dass das Verhältnis von Einheimischen und Migranten ausgewogen bliebe: „Die Mischung machts!“, so Jurij Ils – denn nur auf diese Weise könne die deutsche Sprache gelernt und eine nachhaltige Integration gelebt werden.

Was noch fehlt
Jugendwerk e.V. hat derzeit zwölf Teammitglieder und bereits 5760 Kinder und Jugendliche mit dem Integrationsansatz erreicht. Das Wissen wurden aus der Stadt Wittmund nach dem Prinzip „Pusteblume“ in viele weitere Städte getragen. Das heißt, wenn ein Teammitglied in eine andere Stadt umzieht, etwa zum Studium oder für eine Ausbildung, wird er dort einen Jugendwerk-Standort aufbauen und so die Idee weitertragen. Einige Preise hat das Projekt bereits erhalten, so auch das Siegel „Wirkt!“ von Phineo.
Trotz all dieser Erfolge ist der Verein auf Spenden und eine nachhaltige Finanzierung angewiesen. In der ländlichen Region, in der das Jugendwerk aktiv ist, keine leichte Aufgabe. Zusammen mit Betterplace soll das Thema Fundraising nun systematisch angegangen werden, diese Vereinbarung wurde auf dem opentransfer CAMP #Ankommen getroffen.

http://www.jugendwerk.eu/

Foto: Thilo Schmülgen

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Bea Hasse

Bea Hasse unterstützt bei der Stiftung Bürgermut als Projektleiterin das Projekt openTransfer Patenschaften. Darüber hinaus unterstützt sie bei der Organisation der verschiedenen Veranstaltungsformate der Stiftung. Nach ihrem Studium der Ethnologie (MA Europäische Ethnologie) an der Humboldt Universität Berlin, arbeitete sie bei einem Berliner Verein als Projektleiterin und sammelte erste Erfahrungen im dritten Sektor.

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